Die Themen, mit denen die Schulklassen im Projekt Berliner Denkspielplätze im Januar das erste Schulhalbjahr abschlossen, waren breit gestreut: Glück und Reichtum, Vergangenheit und Zukunft, Krieg und Terror oder Die Entstehung von allem – allesamt große Themen, die den Blick immer wieder auf das große Ganze des Lebens lenkten. Wird die Zukunft gut? Was denken Menschen, die Kriege verursachen? Woher kommen wir – und alles andere um uns herum? Zwischen dem 21. und 28. Januar 2025 philosophierten die Gruppen über diese und weitere Fragen und begaben sich dazu in die Schreibwerkstatt.

Der Dichter Tim Holland, unter anderem Experte zum Schreiben über die Zukunft, und die Dichterin Tanasgol Sabbagh, die umfassende Erfahrungen im Spoken Word mitbringt, überlegten sich unterschiedliche Schreibimpulse, die an die Gespräche anknüpften. Vom Automatischen Schreiben, um die Gedanken unzensiert fließen zu lassen, über das Betexten von Glückskeksen, Verfassen von Sinnsprüchen und Anagrammen oder Großgedichten über eine Welt ohne Krieg war alles Erdenkliche dabei, ergänzt durch Experimente zum Zuhören oder auch Fühlen von Wörtern. Dabei dichteten alle in der Sprache, in der sie sich am wohlsten fühlten. Zumal das Denken und Diskutieren über die Sprachgrenzen hinweg zu einer beeindruckenden Vielfalt an Einsichten und Perspektiven führte. So gibt es Begriffe in der einen Sprache, die es in der anderen nicht gibt, einhergehend mit unterschiedlichen Nuancen oder Vorstellungen etwa von Glück oder Frieden.
Spannend war auch der Ort. Karla Montasser vom Haus für Poesie erzählte den Besucher*innen von der Geschichte der früheren Brauerei, in der heute kein Bier mehr, sondern „nur“ noch Kultur gebraut wird (dabei wurde etwa klar, warum beispielsweise „Tischlerei“ oder „Sattlerei“ an den Gebäuden auf dem großen Gelände steht). Sie führte uns auch in eine Grundregel des gemeinsamen Dichtens ein: Wer auf die Bühne geht, hat das Wort, das Gehör und den Respekt der anderen. Kurz: „Respect the Poet!“ Am Ende jeden Vormittags kam dieses Prinzip zum Tragen, wenn das Geschriebene als Höhepunkt des Denkspielplatzes in einer Lesung vorgetragen wurde.
Zu lesen gab es viel. In den Werkstätten entstanden lange Texte. Philosophieren und Dichten – das geht denkbar gut zusammen. Ein Buchstabe kann sich, so eine Erkenntnis, wie ein Schritt in die Freiheit anfühlen. Oder das Schreiben wirkt wie ein Tornado im Kopf. Es gibt viele Möglichkeiten, in jedem Fall aber bringt das Schreiben das Denken nochmal anders in Bewegung. Wen es selbst in die Dichterwerkstatt zieht, kommt zu Besuch unter www.haus-fuer-poesie.org. (E. S.)
