Auftakt des neuen Denkspielplätze-Jahrs

Es waren zwei bewegte Auftaktworkshops, bei denen am 16. September 2025 zwei neue Schulklassen in den Konzertsälen des FEZ-Berlin in ihr ganz persönliches Denkspielplätze-Jahr starteten. Dabei ist dieses Mal eine zweite Klasse der Paul-Klee-Grundschule aus Tempelhof und eine sechste Klasse der Mercator Grundschule aus Steglitz-Zehlendorf.

Im Zentrum des Auftakts standen das Kennenlernen und die Themenfindung. Hier setzte jede Gruppe ihre eigenen Schwerpunkte. Gewählte Themen waren unter anderem Gott, das Wissen und die Grenzen des Universums. Weitere Fragen, die wir an dem Vormittag untersuchten: Leben wir nur in einer Simulation? Was ist das Böse? Und was hat es mit der „inneren Stimme“ auf sich, die manchmal zu einem zu sprechen scheint? Wie wäre es, wenn man über sein eigenes Aussehen entscheiden könnte?

Philosophisch wurden die Kinder von Martin Mettin und Eva Stollreiter, künstlerisch von Anita Fuchs und Cielo Faccio begleitet. An acht Stationen gestalteten sie Plakate zu ihren Fragen oder den ihnen übergeordneten Themen. Die Herausforderung war dabei, all das, was ihnen durch den Kopf geht, möglichst frei zu Papier zu bringen, in Form von Fragen, Gedanken, Bildern und Illustrationen, Stempeln oder auch Papierflieger. Das Motto: Alles ist erlaubt. Nach der Stationsarbeit tauchten alle nochmal ein ins theatrale Spiel, bei dem sich die Kinder in Standbildern den Themen näherten.

Vor jeder Gruppe liegt nun eine Reise an fünf weitere spannende Orte der kulturellen BIldung in Berlin: Im November geht es in die Druckwerkstatt im Kurt Mühlenhaupt Museum, danach zum Dichten ins Haus für Poesie, zum Zeichnen ins Jugendkulturzentrum Pumpe, zur Shakespeare Company Berlin, und zum Literarischen Colloquium. Und an jedem Ort wartet eine neue Künstlerin oder ein neuer Künstler auf die Gruppen.

Wir freuen uns schon jetzt auf die vielen inspirierten Vormittage voller Gedanken, Kunst und Gespräch und die Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen aus der kulturellen Bildung. Dieses Mal danken wir vor allem Anita und Cielo sowie dem FEZ-Berlin für den tollen Auftakt!

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Perspektiven 2025-26

Das neue Schuljahr hält für Was denkst du? viele spannende Aktivitäten bereit. Vor uns liegt ein neues Denkspielplätze-Jahr, gefördert von der Karl Schlecht Stiftung. Neben einem weiteren Durchgang mit zwei Schulklassen sind darin auch eine Fortbildung zum Philosophieren mit Kindern an der Humanistischen Hochschule Berlin und mehrere Netzwerktreffen geplant. Am 16. September starten wir mit den Auftaktspielplätzen im FEZ-Berlin, bei denen die Gruppen die Themen und Fragen sammeln, zu denen sie in diesem Schuljahr philosophieren und künstlerisch tätig sein wollen. Weitere Infos gibt es in der aktuellen Pressemitteilung.

Auch bei der Schüler:innen-Uni der Freien Universität Berlin sind wir wieder dabei sowie beim Leipzig denkt Festival im November. Und mit unserem Workshop Reise nach Futuria: Die KI, wir und das gute Leben gehen wir nun auch an Schulen.

Im November kann unser Team mit drei Workshops zu einem Fachtag für Erzieher:innen beitragen und kurz darauf beginnt auch schon das nächste Modul im Programm Werte im Quadrat der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung, das wir erneut begleiten dürfen.

Wir sind neugierig und freuen uns – auch über die neuen Zeichnungen von Thomas Henseler, die vom Miteinander von Kunst und Philosophie im Projekt Berliner Denkspielplätzen inspiriert sind. (E.S.)

Abschluss der Denkspielplätze 2024-25 und neue Perspektiven

Teilnehmende beim „Schauplatz der Gefühle“ am vorletzten Schultag (Foto: Susanne Gugel)

Ursprünglich war der Abschluss dieses Projektjahrs der Berliner Denkspielplätze in Form eines philosophischen Erlebnistags im FEZ-Berlin geplant, bei dem alle Teilnehmenden zusammenkommen würden – mit philosophischem Parcours und großem Abschlussplenum. Doch dann kam die Hitzewelle und es war klar, dass an diesem 2. Juli 2025 das Reisen quer durch die Stadt für 180 Grundschulkinder kein Vergnügen sein würde.

So haben wir unseren Erlebnistag in zehn künstlerische „Erlebnistage“ verwandelt, die direkt in den Schulen stattfanden. Das Netzwerktreffen, bei dem sich rund 20 Kolleg:innen aus dem Partnernetzwerk über das Projekt austauschten, konnten wir online umsetzen. Es war bewegend, miteinander zurückzuschauen. Klar wurde: Es ist ein starkes Netzwerk rund um die Denkspielplätze entstanden, das miteinander in das nächste Jahr geht.

Aquarellieren über „Traum
und Wirklichkeit“
(Foto: Natsuyo Koizumi)

Gut, dass die Lehrkräfte die Möglichkeiten für die Kunstworkshops in den Schulen geschaffen und ihre Klassenräume, Aulen, Schulgärten und Ateliers für die Denkspielplätze-Künstler:innen aus den Bereichen Theater, Illustration und Literatur geöffnet haben! Für die Kinder waren die Vormittage ein wichtiger Abschluss ihres ganz persönlichen Jahres der Philosophie und Kunst, in dem sie sechs beeindruckende Einrichtungen der kulturellen Bildung in Berlin kennengelernt und miteinander ihre philosophischen Fragen bearbeitet haben – im Gespräch und künstlerisch.

Auch wir blicken als Verein zurück auf ein sehr ereignisreiches Projektjahr, das im Schuljahr 2024-25 vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung gefördert wurde. 140 Schüler:innen durften wir als Philosoph:innen und Künstler:innen begleiten, gemeinsam mit einem großen Netzwerk aus Bildung, Jugend und Kultur. Unser Dank gilt allen, die diese wunderbare philosophisch-künstlerische Reise für die Teilnehmenden durch Berlin ermöglicht, kontinuierlich mitgedacht und mitgemacht haben.

„Lebende Kunstwerke“ aus Naturmaterialien vom Schulgelände (Foto: Anita Fuchs)

Jetzt freuen wir uns sehr auf die nächste Runde mit neuen Schulklassen, ermöglicht durch die Unterstützung unseres neuen Förderpartners, der Karl Schlecht Stiftung. Wir starten im September mit weniger Klassen als zuvor, doch gibt es dieses Mal zusätzlich Methodenworkshops zum Philosophieren mit Kindern, die sich gezielt an Akteur:innen in der kulturellen Bildung richten. Der Projektauftakt ist erneut im FEZ-Berlin, unserem Hauptpartner im Projekt.

Bis dahin wünschen wir allen erstmal einen schönen Sommer und senden herzliche Grüße aus der Denkspielplatz-Zentrale! (E.S.)

Denkspielplätze im Literarischen Colloquium Berlin

„Ein Denkspielplatz ist etwas, wo die ganzen Fragen sind“ – so beschrieb es eine Teilnehmerin der Berliner Denkspielplätze bei einer unserer Exkursionen in der zweiten Junihälfte. Ein Denkspielplatz ist aber auch ein Ort, an dem man zusammen weiterdenkt, wie eine andere Teilnehmerin betonte. Denn: „Manchmal philosophiere ich so in meinem Kopf, aber zusammen ist es nochmal was ganz anderes.“

Dass dem so ist, erfuhren wir dieses Mal im Literarischen Colloquium Berlin, bei unseren letzten Denkspielplätze in diesem Schuljahr. Über zwei Wochen hinweg konnten die Kinder der sechs teilnehmenden Schulklassen hier mit Blick auf den Wannsee schreiben und miteinander philosophieren. Die Schriftstellerin Karen-Susan Fessel und der Dichter Tim Holland gestalteten die Werkstattphasen; philosophisch begleiteten, wie gewohnt, die Philosophinnen Ina Schmidt, Susann Köppl, Isabell Köster und Eva Stollreiter die Vormittage.

Wahrheit, Freundschaft, Unterschiede, Gott und Götter, Mensch und Tier, Nichts und Etwas – es entstanden zahlreiche literarisch-philosophische Perspektiven auf diese Themen, die uns auf den Mond, eine einsame Insel oder auch in die kleine ehemalige Kapelle des Hauses führten sowie, zum Abschluss der Vormittage, zur gemeinsamen Lesung auf die große Bühne.

Dankbar für die liebevolle Unterstützung, die wir durch das Team des LCB erfuhren, freuen wir uns schon jetzt auf die Denkspielplätze im kommenden Jahr. Ohnehin sei der Besuch allen empfohlen, die noch nicht in dem erhabenen Haus am Wannsee waren – nicht nur im Sommer. Es ist ein Haus mit langer Geschichte – u.a. Tagungsort der Gruppe 47 -, das inzwischen auch ein junges Publikum adressiert. Mehr zum Programm des Jungen LCB unter https://lcb.de/junges-lcb/ (E.S.)

Philosophisches Theater über den Tod und Außerirdisches Leben

Gespielt wurde überall auf dem Gelände.
(Foto: Ina Schmidt)

Wie groß das Interesse der Teilnehmenden der Berliner Denkspielplätze am Thema Tod ist, zeigten die Termine im Mai bei der Shakespeare Company Berlin. Fünf der sechs Veranstaltungen mit unserem Philosophieteam Susann Köppl, Isabell Köster, Ina Schmidt und Eva Stollreiter drehten sich darum, was nach dem Tod kommt und wie sich Sterben anfühlt. Dabei wurde deutlich, dass uns der Tod etwas angeht – anders, als Epikur behauptet. Denn „was wir über den Tod denken, bestimmt, wie wir unser Leben gestalten.“ Dafür möchten wir wissen, wie es denen geht, die gestorben sind, und was uns selbst erwartet.

Vielleicht wird „eine Akte über unser Leben“ und unser moralisches Verhalten geführt.  Oder wir werden als Walnuss wiedergeboren. Und was stimmt am Ende? „Der Glaube bestimmt, was wir denken, was nach dem Tod kommt.“ Und vielleicht ist es, so ein Gedanke, gar nicht bei allen gleich.

Annäherung an den Begriff Tod
(Foto: E. Stollreiter)

Es waren bewegte und auch lustige Vormittage, mit vielen Gesprächen und viel Theater. Die Theaterpädagogin Claudia Bartholomeyczik begleitete die Schulklassen bei der szenischen Arbeit, bei der nicht nur viel gestorben wurde, sondern auch der Tod selbst, jahrtausendealte Menschen oder ein Gedanke in Person auftraten. Dabei zeigte sich, dass Theater bei der Suche nach einer Antwort helfen kann, es kann „die Antwort geben“. Vor allem in Verbindung mit dem Philosophieren, weil einem dann mehr einfällt.

Und die sechste Gruppe? Ihr ging es nicht ums Jenseits, sondern um extraterrestrisches Leben. Verständigung mit Außerirdischen dürfte schwierig werden, wie die Rollenspiele zeigten. Um außerirdischen Wesen im Vorfeld von der Erde zu erzählen, könnte man eine Kapsel mit Bohnensuppe, Freundschaft, einem Musikstück, Kultur und Technologien füllen und ins All schießen. Schließlich sind wir für die anderen die Außerirdischen.

Sofern wir umsichtig waren, durften wir stets das ganze Gelände des Freilufttheaters für die Aufführungen nutzen. Auf einem Trümmerberg erbaut, dessen Spuren wir bei der Begehung auch noch sehen konnten, hat der Ort selbst einen besonderen Bezug zum Thema. (E.S.)

Philosophieren über die Zukunft mit KI  

In Futuria können die Lehrkräfte über ein Kopfband sehen, wie gut sich die Kinder konzentrieren – dies erzeugt v. a. Stress, fanden die Gruppen. Man muss träumen können!

Vom 24.-28. März 2025 fand an der Freien Universität Berlin die Schüler*innen-Uni für Nachhaltigkeit und Klimaschutz statt. In unserem Workshop Reise nach Futuria II: Die KI, wir und das gute Leben philosophierten Schüler*innen der Klassenstufen 5 und 6 in drei Durchgängen über die Frage, welche Rolle digitale Technologien, künstliche Intelligenz (KI) und Robotik zukünftig für das eigene Leben spielen sollen.

Der Workshop Reise nach Futuria I war bereits mehrfach Teil der Schüler*innen-Uni und behandelte klimaethische Fragen. In der Fortsetzung Reise nach Futuria II steht die CO₂-neutrale Insel Futuria vor einer neuen Herausforderung:  Im Rahmen eines Gedankenexperiments setzen sich die Schüler*innen als Rat von Juniorexpertinnen und -experten darin mit den verschiedenen Technologien auseinander, die es im Jahr 2035 auf der Insel alle gibt, vom Fußball-Coach bis zur Trauer-App. Ihre Aufgabe ist es, einen Ratschlag für die Regierung von Futuria zu entwickeln: Wie soll sie mit diesen Technologien jetzt und zukünftig umgehen?

Im Rahmen des Gedankenexperiments reflektierten die Schüler*innen die Frage nach dem guten Leben und wie dieses im Zusammenspiel mit digitalen Technologien aussehen könnte. Wie unterscheidet sich die Beziehung zu einem echten Menschen von der zu einem KI-Coach? Wie kann KI so gestaltet werden, dass sie frei von Diskriminierung bleibt? Wann geben uns Technologien mehr Freiheit – und wann schränken sie diese ein? 

Zum Abschluss gestalteten die Schüler*innen eigene zukunftsweisende Digitalinnovationen, die für sie persönlich zu einem guten Leben beitragen würden. (M. F.

Comics über das Nichts, das Universum & Co.

Sechs Denkspielplätze an fünf Frühlingstagen: Im Jugendkulturzentrum Pumpe konnten wir bei den Berliner Denkspielplätzen vom 3. bis 7. März 2025 mit Comics nachdenken. Die Themen der Woche waren das Universum und das Nichts sowie Zeitreisen und Schule.

Die Denkspielplatz-Comiczeicher*innen Arinda Craciun und Thomas Henseler standen den Gruppen als Expert*innen zur Seite, nachdem wir uns zunächst eine Stunde lang gedanklich mit dem jeweiligen Thema auseinandergesetzt hatten, einschließlich „Nichts tun“, Mind-Mapping zum Universum oder Standbildern zur Unendlichkeit. Ein Gedanke führte zu zu weiteren, ein Bild zum nächsten und so entstanden Geschichten und Einzelillustrationen, die sich zum Teil sogar über mehrere Denkhefte hinweg erstreckten. Sichtbar wurden unter anderem der Flug hinter die Grenzen des Universums (wo es äußerst ungemütlich wurde) und die Ausgestaltung einer Schule, in der mehr lebenspraktische Fragen Raum erhalten.

Der Weg über die Comics war dabei gar nicht so einfach: Das Konzipieren und Zeichnen von Comics erfordert, in Sequenzen zu denken, also eine Abfolge von Bildern (Panels) zu entwerfen, die passend zum Thema eine Geschichte ergeben oder eine bestimmte Perspektivierung – war eben noch eine weite Landschaft o. Ä. zu sehen, zeigt das nächste Bild nur noch einen Ausschnitt oder ein besonderes Detail davon. Hinzu kommen die technischen Anforderungen des Figurenzeichnens etc., in die die Gruppen bei den Spielplätzen einen Einblick erhielten.

Das Gelände der Pumpe bot uns einen freundlichen und auch sonnigen Raum für Denken, Kunst und Bewegung. In Geschichte und Tun der 140 Jahre alten Anlage führte uns Franziska Rufflet ein, ist doch das Kennenlernen der Orte der Kulturellen Bildung, die die Denkspielplätze unterstützen, auch ein wichtiger Teil des Projekts. Wir danken dem Team der Pumpe für die interessierte Unterstützung, und freuen uns, im nächsten Jahr wiederkommen zu dürfen!

Was das Nichts ist, bleibt schwer zu sagen. Um sinnvoll davon zu sprechen, muss, so ein Gedanke, vorher oder nachher etwas vorhanden sein (wo danach oder davor das Nichts ist). Wo vorher ein Denkspielplatz war, kann aber doch nicht Nichts sein, sondern nur ein anderes Etwas, oder? Wir bleiben dran!

Philosophieren und Dichten im Haus für Poesie

Schachteln gefüllt mit „Zeit-Perlen“ zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Foto: Ina Schmidt)

Die Themen, mit denen die Schulklassen im Projekt Berliner Denkspielplätze im Januar das erste Schulhalbjahr abschlossen, waren breit gestreut: Glück und Reichtum, Vergangenheit und Zukunft, Krieg und Terror oder Die Entstehung von allem – allesamt große Themen, die den Blick immer wieder auf das große Ganze des Lebens lenkten. Wird die Zukunft gut? Was denken Menschen, die Kriege verursachen? Woher kommen wir – und alles andere um uns herum? Zwischen dem 21. und 28. Januar 2025 philosophierten die Gruppen über diese und weitere Fragen und begaben sich dazu in die Schreibwerkstatt.

Ungeplanter Höhepunkt: Im Gespräch zum „Anfang von allem“ explodiert ein Straußenei, das die Kinder zu retten versuchen. (Foto: Isabell Köster)

Der Dichter Tim Holland, unter anderem Experte zum Schreiben über die Zukunft, und die Dichterin Tanasgol Sabbagh, die umfassende Erfahrungen im Spoken Word mitbringt, überlegten sich unterschiedliche Schreibimpulse, die an die Gespräche anknüpften. Vom Automatischen Schreiben, um die Gedanken unzensiert fließen zu lassen, über das Betexten von Glückskeksen, Verfassen von Sinnsprüchen und Anagrammen oder Großgedichten über eine Welt ohne Krieg war alles Erdenkliche dabei, ergänzt durch Experimente zum Zuhören oder auch Fühlen von Wörtern. Dabei dichteten alle in der Sprache, in der sie sich am wohlsten fühlten. Zumal das Denken und Diskutieren über die Sprachgrenzen hinweg zu einer beeindruckenden Vielfalt an Einsichten und Perspektiven führte. So gibt es Begriffe in der einen Sprache, die es in der anderen nicht gibt, einhergehend mit unterschiedlichen Nuancen oder Vorstellungen etwa von Glück oder Frieden.

Foto: Ina Schmidt

Spannend war auch der Ort. Karla Montasser vom Haus für Poesie erzählte den Besucher*innen von der Geschichte der früheren Brauerei, in der heute kein Bier mehr, sondern „nur“ noch Kultur gebraut wird (dabei wurde etwa klar, warum beispielsweise „Tischlerei“ oder „Sattlerei“ an den Gebäuden auf dem großen Gelände steht). Sie führte uns auch in eine Grundregel des gemeinsamen Dichtens ein: Wer auf die Bühne geht, hat das Wort, das Gehör und den Respekt der anderen. Kurz: „Respect the Poet!“ Am Ende jeden Vormittags kam dieses Prinzip zum Tragen, wenn das Geschriebene als Höhepunkt des Denkspielplatzes in einer Lesung vorgetragen wurde.

Zu lesen gab es viel. In den Werkstätten entstanden lange Texte. Philosophieren und Dichten – das geht denkbar gut zusammen. Ein Buchstabe kann sich, so eine Erkenntnis, wie ein Schritt in die Freiheit anfühlen. Oder das Schreiben wirkt wie ein Tornado im Kopf. Es gibt viele Möglichkeiten, in jedem Fall aber bringt das Schreiben das Denken nochmal anders in Bewegung. Wen es selbst in die Dichterwerkstatt zieht, kommt zu Besuch unter www.haus-fuer-poesie.org. (E. S.)

Denkspielplätze in der Druckwerkstatt

Im Projekt Berlinder Denkspielplätze ging es im November und Dezember in die Druckwerkstatt des Kurt-Mühlenhaupt-Museums in Kreuzberg. An sechs Vormittagen stiegen die Kinder tief in ein Thema ein: Es ging um Freundschaft, die Bedeutung von Geld, das gute Leben, den Untergang der Welt u. a. Die Künstlerinnen Anne Schmirler und Babette Winter begleiteten die Gruppen dabei, zusammen mit Susann Köppl, Isabell Köster, Ina Schmidt und Eva Stollreiter.

Anknüpfend an die Fragen, die sie bei den Auftaktspielplätzen gesammelt hatten, konnten die Kinder nun ausführlich diskutieren und kreativ zu den einzelnen Themen und Fragen arbeiten. Die Werkstattphase bot Raum, um mit dem Drucken vertraut zu werden, mit den Farben und Materialien zu experimentieren und schließlich Bilder zu drucken, die die eigenen Gedanken zum Ausdruck bringen können.

In welcher Umgebung sind Fabelwesen anzutreffen? Was sind die Zutaten für ein gutes Leben? Wie und wodurch könnte die Welt untergehen? Bei der Diskussion über die Existenz des Weihnachtsmanns ging es hoch her und neben den Pro- und Kontra-Gruppen gaben die Skeptiker zu bedenken, dass es keinen Beweis für die Existenz des Weihnachtsmanns gäbe, streng genommen aber auch kein Beweis dagegen möglich sei. Beim Thema Geld stattete Hannelore Mühlenhaupt der Gruppe einen Besuch ein und erzählte davon, dass es ihrem Mann, Kurt Mühlenhaupt, immer wichtig war, dass Kunst für alle da sei und daher auch für alle erschwinglich sein müsse.

Die Vormittage boten den Teilnehmenden im Projekt vielfältige Eindrücke und es entstanden zahllose Druck, die in den Schulen zum Teil nochmal ausgestellt werden sollen. Wer das Kurt-Mühlenhaupt einmal selbst besuchen und das Drucken ausprobieren möchte, findet hier Informationen zur Druckwerkstatt, die an den Sonntagen für alle Menschen ab 3 Jahren offen ist. Eintritt frei!
(E. S.)

Philosophieren in der Bibliothek

An drei Sonntagen in diesem Herbst können Kinder zwischen 5 und 8 Jahren in der Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek in Lichtenberg etwas Besonderes erleben: Gemeinsam mit Beate Niehaus von Was denkst du? begeben sie sich lesend, nachdenkend und kreativ auf die Spuren von Freundschaft, Glück und Mut. Mit verschiedenen Kinderbüchern finden sie den Einstieg ins Thema, Eltern und Geschwister können mitmachen. Das Angebot ist kostenfrei. Mehr Informationen und Termine finden Sie hier.